Nummer 15

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Meine Selbstverachtung

with 3 comments

Es folgt ein Auszug aus der fünften Folge (erste Staffel) von Californication mit dem Schriftsteller Hank Moody (David Duchovny). Ich möchte dabei aber nicht verschweigen in welcher emotionalen Situation Hank zu der Zeit ist, zu der er dieses Interview gibt. Er leidet unter einer Schreibblockade, bekommt seit langem nichts mehr zu Papier, ist von seiner Frau getrennt, die er allerdings noch liebt, und säuft recht viel. Hinzu kommt, dass er von seinem Umfeld mehr oder weniger gezwungen wird ein Blog für ein Magazin zu schreiben. Es ist also nur angebracht auf die Frustration bezüglich seines eigenen Schicksal zu verweisen. Aber dennoch denke ich, diese Worte haben ihre Berechtigung. Folgendermaßen läuft das Interview ab:

Hank: Es ist im Prinzip nur so, das ich mich ausscheiße. Es ist echt nichts anderes. Es gibt Dinge die mich nerven, die schreibe ich auf, ich lass sie raus.

Moderator: Was ist den derzeit ihr Lieblinksthema?

Hank: Das die Leute offensichtlich immer dümmer und dümmer werden. Inzwischen haben wir so hochentwickelte Technik, und dennoch sind Computer nichts weiter als Wichsmaschinen für Analphabeten. Das Internet sollte uns Freiheit bringen, und Demokratie, aber es hat uns nur Howard Deans abgebrochene Kandidatur beschert, und rund um die Uhr zugriff auf Kinderpornos. Und die meisten Menschen, die schreiben nicht mehr, die bloggen. Statt zu reden chatten sie, ohne Grammatik, ohne Punkt und Komma. LOL hier LMFAO da. Auf mich wirkt das, als würden da ein paar blöde Menschen mit ein paar anderen blöden Menschen mit Hilfe eines sprachlichen Prototypen kommunizieren. Was eher an Höhlenmenschen erinnert, als an das, was über Jahrtausende kultiviert wurde.

Moderator: Sie unterstützen aber dieses Problem, sie sind im Netz und Bloggen mit Anführern der Bewegung.

Hank: Daher auch meine Selbstverachtung.

Ich bin nicht der Meinung, dass dies eine Pauschalkritik gegen das Internet ist. Man sollte ein wenig Abstrakter an das Interview gehen. Aber dennoch lohnt sich ein Blick in die Wikipedia bezüglich der Angesprochenen Geschichte um Howard Dean. Es ist wohl das Kreuz des Neuen, dass auch immer die negativen Dinge, gerade von Laien, mehr Gewicht bekommen. Auch deshalb ist es nicht das schlechteste, sich immer aufs neue zu hinterfragen. Gerade wenn man Reden oder Auftritte von Politikern, Prominenten und auch anderer Blogger veröffentlicht und kommentiert. Man sollte sich trotz vielleicht geringer Zugriffszahlen der Tatsache bewusst sein, dass man eine virale Verbreitung fördert.

Sein zweiter Punkt spielt auf das Konsum- und Kommunikationsverhalten an, auch hier lohnt es sich genauer hinzuschauen. Hierzu ein Lesetipp, der das Nutzungsverhalten im Internet sehr schön auf den Punkt bringt. Man kommt vom Einen zum Anderen, aber ohne das Eine fertiggestellt zu haben. Man Scannt alles nur noch, hat kaum Zeit einen Artikel komplett zu lesen. Es warten im Reader schließlich noch wasweisichwieviele ungelesene Artikel. Wobei nicht das Ziel ist, diese zu lesen, vielmehr warten sie darauf als gelesen Markiert zu werden.

Und nun noch zu der Nutte Abkürzungen oder Emoticon. Ich hasse sie! Ich kenne sie nicht, und muss jeden scheiß in der Wikipedia nachschlagen, und trotzdem weiß ich warum es sie gibt. Ich habe mal ein Kommentar abgegeben, der sollte ironisch sein, kam aber nicht so an. Ich hatte den zwinkernden Smiley vergessen.
Man vergisst oft, dass einen die Leute bei denen man kommentiert nicht kennen. Man selber meint aber sie zu kennen, weil man schon so viel von ihnen gelesen hat, also redet man mit ihnen, wie mit einem guten Kumpel, einem der seinen Humor kennt. In den Kommentaren steht aber nur der plumpe Text, ohne sichtbares Lächeln, ohne Ironie in der Stimme.

Ich gestehe den meisten Leuten durchaus die Kompetenz zu, die es einem erlaubt zwischen Drinnen und Draußen zu unterscheiden. Aber wir sind alle in dem Draußen aufgewachsen, mit dem Sandkasten und dem Bagger, den wir mit der Hand und nicht mit der Tastatur bewegt haben. Aber es gibt auch immer die nächste Generation, und da ist der Sandkasten kein schlechtes Beispiel. Der vor meinem Elternhaus ist mittlerweile um die hälfte reduziert wurden, und wäre er ganz weg, es hätte keiner gemerkt. Und ich glaube nicht, dass dort keine Kinder mehr leben. Aber ich glaube zu wissen, wo sie sich befinden. Und diesen Menschen sind wir es irgendwie schuldig auch die Dinge zu zeigen, mit denen wir aufgewachsen sind. Und ihnen auch die Sprache, und die daraus resultierenden Werke näher zu bringen. Das haben sie verdient.

Ich merke es seit längerem bei mir. Seit ich mehr Zeit ins Internet und Bloggen investiere, „schaffe“ ich es kaum noch Bücher zu lesen, und ich liebe es Bücher zu lesen. Es ist auf der anderen Seite nicht von der Hand zu weisen, dass ich mich auch im Netzumfeld wahnsinnig wohl fühle, und es genieße meine Meinung veröffentlichen zu können, wenn auch nur im kleinem Rahmen. Ich benutze ebenfalls immer mehr Abkürzungen, lese weniger Zeitung, weniger Magazine, weniger Bücher, chatte wo man reden könnte, und wenn auch nicht im vollem Maße, aber…

…daher auch MEINE Selbstverachtung!“

Zumindest ein wenig.

Written by nilsn

9 Oktober, 2008 um 13:28

3 Antworten

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  1. Netter Beitrag, vielen Dank!

    PS: Haben wir jetzt wirklich schon „Lieblinksthemen“? Oder ist dies nur ein weiteres Beispiel unserer Netzverstrahltheit? 😉

    elcario

    9 Oktober, 2008 at 13:42

  2. Lustig, kann natürlich auch an meiner mangelnden Rechtschreibkompetenz liegen, auf der anderen Seite ist es so im freudschen Sinne auch irgendwie passend. Daher bleibt es jetzt einfach so drin 😉

    nilsn

    9 Oktober, 2008 at 13:52

  3. You are my inhalation, I have few blogs and sometimes run out from to brand. ecfdkbbdgfee

    Johng56

    16 August, 2014 at 22:56


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